Michelangelos Fresken in der Sixtinischen Kapelle

Die Sixtinische Kapelle mit Michelangelos Schöpfungsgeschichte

Im Jahre 1508 rief Papst Julius II. den 33 jährigen Michelangelo nach Rom. Dies war sein dritter Romaufenthalt. Er sollte die Gewölbedecke in der Sixtinischen Kapelle ausmalen. Julius II. muss um das Universalgenie Michelangelos gewusst haben, denn als Maler hatte sich Michelangelo bis dahin nicht hervorgetan. Michelangelo selber wollte den Autrag ablehnen, da er sich dieser malerischen Aufgabe nicht gewachsen sah. Er äußerte, dass er nie etwas in Farbe getan habe und das Malen sei nicht sein Handwerk. Er bat um eine andere Arbeit. Auch sah er die Malerei als Weibersache und seine Berufung in der Bildhauerei. Um Michelangelo trotzdem zu dem Auftrag zu bewegen, gewährte der Papst dem Künstler vollständige Unabhängigkeit und Freiheit hinsichtlich des Motives und der Umsetzung. Er sprach zu ihm: "Mach was du willst!".

Ausschnitt aus Michelangelos Gewölbefresko in der Sixtinischen Kapelle

Vertreibung aus dem Paradies
Erschaffung Evas
Erschaffung Adams
Die Hand Gottes
Michelangelos Gewölbefresko in der Sixtinischen Kapelle



Letztendlich übernahm Michelangelo die Aufgabe, an der er anfangs fast verzweifelte. Es galt, eine 520 Quadratmeter große Fläche über Kopf auszumalen. Dieser Auftrag verlangte Michelangelos vollste Aufmerksamkeit und körperliche Kraft. Sein Vater äusserte sich hierzu: " ...ich würde eine Menge dafür geben, Dich von dieser Arbeit befreit zu sehen, denn wenn Du Dich dabei so schlecht fühlst, wirst Du keine gute Arbeit leisten können!". Mit den Gewölbefresken in der Sixtinischen Kapelle hat Michelangelo, neben der Mona Lisa von Leonardo da Vinci, wohl die berühmteste Malerei der Kunstgeschichte geschaffen. Als Gerüsttechnik wurden zur damaligen Zeit Seile durch Löcher in der Decke heruntergelassen, an denen Platformen hingen. Diese Löcher, welche nach Fertigstellung der Freske nicht beseitigt werden konnten, widersprachen Michelangelos ästhetischem Empfinden, sodass er eigens für diese Arbeit eine neue Gerüstkonstruktion erfand. Der Anspruch an die Arbeit war so hoch, dass er keine künstlerischen Helfer akzeptierte, da er mit der Qualität dieser nicht zufrieden war. Lediglich Handlanger liess er zu. Das Deckengewölbe wurde von Michelangelo im Jahr 1508 begonnen und im Jahr 1512 fertigestellt. Die Genesis (Schöpfunggeschichte) besteht aus insgeamt 105 Figuren.

Vertreibung aus dem Paradies und die Erschaffung Adams

Michelangelo Teilausschnitt Sixtinische Kapelle die Vertreibung aus dem Paradies
Michelangelo Teilausschnitt Sixtinische Kapelle die Erschaffung Adams

Gedicht von Michelangelo über seine Arbeit in der Sixtinischen Kapelle

Das Michelangelo diese Gewölbemalerei als Plackerei empfand und er diese Tätigkeit nur widerwillig vollrichtete, kann man deutlich aus einer seiner Sonaten lesen.

Schon wächst ein Kropf mir über diesem Placken,
Wie Katzen vom lombard’schen Wasser, auch
In andern Ländern mehr, wo Kröpfe Brauch;
Ans Kinn ist mir der Leib wie angebacken.

Den Bart reck‘ ich gen Himmel, mit dem Nacken
Rückwärts gelehnt, und mit Harpyien-Bauch,
Derweil der Pinsel, immer über’m Aug‘,
Ein schön Mosaiko kleckst auf die Backen.

Die Lenden kriechen tief mir in den Ranzen,
Den Steiß ball‘ ich zum Knäu’l als Widerlage,
Nicht einen Strich seh‘ ich, den ich gezogen.
Nach hinten schrumpft das Leder mir zu Fransen,
Je mehr ich’s vorn mich auszudehnen plage,
Und krümme mich als wie ein Syrerbogen.

Was ich zu malen wage,
Die Arbeit ist verfehlt und mir verloren:
Man schießt nur schlecht aus so gekrümmten Rohren!

Mein Bild, das totgeboren,
Verteid’ge du, Johann, und meine Ehre.
Der Ort taugt nichts, wenn ich auch Maler wäre!

Michelangelo’s Gedichte, Berlin 1842

Goethe über Michelangelos Malerei in der Sixtinischen Kapelle

Goethe notierte auf seiner Italienreise in Rom am 2. Dezember 1786

Am 28. November kehrten wir zur Sixtinischen Kapelle zurück, ...alles wird aber durch den Anblick des größten Meisterstücks ersetzt. Und ich bin in dem Augenblicke so für Michelangelo eingenommen, daß mir nicht einmal die Natur auf ihn schmeckt, da ich sie doch nicht mit so großen Augen wie er sehen kann. Wäre nur ein Mittel, sich solche Bilder in der Seele recht zu fixieren! Wenigstens was ich von Kupfern und Zeichnungen nach ihm erobern kann, bring' ich mit. ...

Am 23. August 1787 schrieb Goethe

".... ohne die Sixtinische Kapelle gesehen zu haben, kann man sich keinen anschauenden Begriff machen, was ein Mensch vermag."
Wie Recht er hatte. Die Renovierung des Deckenfreskos ermöglichte eine Rekonstruktion der Arbeitsweise Michelangelos und es konnte festgestellt werden, dass das zentrale Mittelstück mit einer Größe von 20 qm, an einem einzigen Tag gemalt wurde.

Die Renovierung des Deckengewölbes der Sixtinischen Kapelle

Die Renovierung der Sixtinischen Kapelle begann 1980. Man begann die Reinigungsarbeiten in den Seitenflügeln. Die aufwendige Instandsetzung des Deckengewölbes war Anfangs nicht sicher und sehr umstritten. Kerzenruss, Staub und Übermalungen von 4 Jahrhunderten mussten Schicht um Schicht abgetragen werden. Risse wurden ausgebessert. Es entstand ein völlig neues, unerwartetes Meisterwerk. Die Sixtinische Kapelle erstrahlte in einer seit Jahrhunderten verborgenen Farbpracht. Alles was bisher über den Meister geschrieben wurde musste überdacht und in Frage gestellt werden. Helle, strahlende, leuchtende Farben und Pastelltöne waren mit großen Können nebeneinander gestellt, sie zeigen Michelangelo als Meister der Farbgebung. Die Kritiken welche Michelangelo mehr als Zeichner, denn als Maler sahen gehörten der Vergangenheit an. An die "alten" Gewölbefresken war die Kunstwelt gewöhnt. Man sah in der bisherigen Darstellung eine eigene Ästhetik. Es kam zu heftigen Kontroversen unter den Kunstkritikern. Viele taten sich schwer mit dem "neuen" Michelangelo. Heute, fast 30 Jahre nach der Renovierung kennt man die Fresken nur noch in dieser Form und die Kritiken sind verstummt.

Michelangelos Hinteraltarfresko - Das jüngste Gericht

Gegen den Willen Michelangeos, wurde er im Jahr 1532 von Papst Clemens beauftragt, dass Altarbild des Künstlers Perugini in der Sixtinischen Kapelle, zu übermalen. Michelangelo war nicht in der Position diesen Auftrag zu verweigern. Er hatte einen Vertrag mit der Kirche, welcher nicht an ein konkretes Kunstwerk geknüpft war. Die von ihm favorisierten Arbeiten des Julianischen Monumentes mussten zurückgestellt werden. Die Freskenmalerei, welche im Jahr 1534 begann, wurde im Jahr 1541 fertiggestellt.

Die Sixtinische Kapelle

gilt heute als das bedeutenste Kirchengebäude im Vatikanstaat. In der Kapelle findet die Konklave, die Neuwahl des Papstes und des Bischofs von Rom durch die Kardinäle statt. Sie liegt nah am Petersdom und ist mit diesem über die Treppe "scalia regia" verbunden. Der Name Sixtinische Kapelle ist von Papst Sixtus IV. abzuleiten. In dessen Amtszeit sie erbaut wurde. Der Baubeginn war 1473 und nach zehn Jahren Bauzeit wurde diese im Jahr 1483 eingeweiht. Der Baubeginn fiel mit Michelangelos Geburtsjahr zusammen. Neben dem Gewölbefresken gibt es an den Seitenwänden Werke weiterer berühmter Künstler.


Ghirlandaios
Hauptwerk ist das Freskenwerk "Die Geburt Mariä".


Bertoldo di Giovanni
bekanntesten Werke sind die Marmorreliefs "Madonna an der Treppe" und "Kentaurenkampf".



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