David von Michelangelo Buonarroti

Kunstwerk:Kolossalstatue, Plastik
Thema:David gegen Goliath
Technik:Bildhauerei
Darstellung:kontrapost, realistisch, idealisiert
Kunstepoche:Hoch- und Spätrenaissance
Material:Statuario-Marmor aus Carrara
Größe:5 m 17 cm
Gewicht:ca. 6 Tonnen
Auftraggeber:Wollweberzunft Florenz
Erschaffung:1501-1504
Original:Accademia di Belle Arti in Florenz
Marmorkopie: Palazzo Vecchio in Florenz (urspr. Standort)
Bronzekopie: Piazza Michelangelo in Florenz
Besucher: 1,2 Millionen im Jahr (Original)
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Michelangelos David in Florenz

Interessantes zur Skulptur des David

Michelangelos David im Profil von rechts Michelangelos David die rechte Hand Michelangelos David im Profil von unten

Die Kunst gehört keinem Land,
sie stammt vom Himmel.
Michelangelo (1475 - 1564)

Was immer schon ein Künstler
in sich trägt,
Es hält der Marmorblock
in harter Hülle.
Michelangelo

Die Beauftragung des David an Michelangelo Buonarroti

Nachdem Michelangelo Buonarroti die Pieta in Rom fertiggestellt hatte und nach Florenz zurückgekehrt war, erhielt er 1501 den Auftrag der Wollweberzunft für die Skulptur des David.

David, Sinnbild des freien unabhängigen Florenz

Im Jahr 1378 hatten die Wollweber einen Aufstand der Bürger (Handwerker) gegen den Adel erfolgreich eingeleitet. Es ging um mehr Rechte und Mitspracherecht bei wichtigen Entscheidungen. Daraus ist abzuleiten, wieso David (Bürger), als der vermeintlich schwächere und doch siegreiche, gegenüber einem überstarken Goliath (Adel), als Symbol für Unabhängigkeit und Freiheit der Bürgerschaft von Florenz gewählt wurde.


Der Marmorblock der Skulptur des David von Michelangelo

Michelangelo, der größte Sorgfalt auf die Auswahl des Materials legte, wurde in diesem Auftrag der tonnenschwere Carrara Mamor zur Verfügung gestellt. Es handelte sich um den sogenannten Statuario-Marmor, einen feinädrigen weissen Marmor, welcher sich aufgrund der geringen Härte besonders gut bearbeiten lässt.


Nur die Hand,
die ganz dem Geist gehorcht,
erreicht das Bild im Steine.
Michelangelo

Michelangelos David, der dritte Versuch

Zuvor hatten sich schon Agostino di Duccio im Jahr 1464 und Antonio Rossellino im Jahr 1476 an dem Auftrag versucht, den David aus dem 6 Tonnen schweren Mamor zu schaffen. Beide scheiterten und hinterliessen Michelangelo einen schon bearbeiteten Block. Es gibt die Theorie, dass Michelangelo in Teilen gezwungen war, sich den schon bearbeiteten Gegebenheiten anzupassen. Eine These geht davon aus, dass der nach oben abgewinkelte Arm eine solche Anpassung sein könnte.

Michelangelos Darstellung des David, ein Spiel mit dem Gesichtsfeld des Betrachters

Das Genie befähigte Michelangelo, den David so zu erschaffen, dass die Proportionen dem Sichtfeld des Betrachters entsprechend angelegt sind. Betrachtet man zum Beispiel die Stirnfalten Davids auf gleicher Höhe (Augenhöhe), so wirken diese unrealistisch und viel zu stark hervorgehoben. Von unten betrachtet ist diese "Übertreibung" jedoch notwendig, um diese Mimik aus 5 Meter Abstand überhaupt erst erkennbar werden zu lassen.

Michelangelo interpretiert David ganz anders als seine Vorgänger

Michelangelo interpretierte den Kampf David gegen Goliath ganz anders als die bis dahin bekannten David-Statuen. Bisher wurde der Kampf als schon beendet dargestellt. So steht zum Beispiel Donatellos David (Bronzedavid), mit einem Fuss auf dem abgeschlagenen Kopf Goliaths. Auch Andrea del Verrocchio zeigt David mit dem abgeschlagenen Kopf zu seinen Füssen. Donatello und Verrocchio stellen David mit einem Schwert in der Hand dar. Beide Künstler lassen die Übergröße Goliaths durch das Verhältnis der Köpfe erkennbar werden. Anders Michelangelo, er stellt keine vergleichbaren Proportionen zur Verfügung. Michelangelos David ist auch nicht schmächtig und schwächlich, im Gegenteil ist er athletisch und ästhetisch muskulös. Bei der Skulptur des David Michelangelos steht der Kampf noch bevor.

Arrogant und überheblich scheint Michelangelos David den Kampf zu erwarten

Besonders auffällig bei Michelangelos David ist die Siegessicherheit und Gelassenheit der Pose, welche fast schon überheblich wirkt, geht man von einem bevorstehenden Kampf auf Leben und Tod aus. Selbst die hervortretende Halsmuskulatur wirkt nicht wie ein Zeichen von Anspannung, sondern scheint aufgrund der Körperhaltung und des überstreckten Halses eine anatomische Gegebenheit. Lediglich die Augenpartie und die nach oben laufenden Stirnfalten zeugen von Konzentration.

Vasari, der Zeitgenosse Michelangelos und große Kunsthistoriker spricht von dem Beginn eines neuen Zeitalters

Am 8. September 1504 fertiggestellt, wurde David von Michelangelo vor dem Palazzo Vecchio aufgestellt. In Kürze kann David von Michelangelo seinen 510-jährigen Geburtstag feiern. Vasari sieht mit der Erschaffung von Michelangelos David Skulptur, den Beginn einer neuen Zeitrechnung, der Anknüpfung an vergessene Fähigkeiten der Antike, also eine Wiedergeburt (Renaissance). Vasari war es auch der den Begriff Rinascimento (Wiedergeburt) einführte. Im 19. Jahrhundert wurde der heute geläufige französiche Begriff der Renaissance geprägt und üblich. Der Begriff beschreibt neben der bildenden Kunst auch die Literatur und die Musik. Erstmalig seit der Antike steht der individuelle Mensch mit seinen Fähigkeiten im Zentrum.

David von Michelangelo, die erste Kolossalstatue seit der römischen Antike

Michelangelo schuf mit David die erste freistehende Kolossalstatue der neuen Zeitrechnung und mit einer Höhe von über 5 Metern ist sie die größte Plastik seit dem Ende des Altertums. Die Kolossalstatue ist eine überlebensgrosse Darstellung eines Menschen, eines Gottes, eines Tieres oder eines mystischen Wesens. Erstmalig wurde der Begriff für den Koloss von Rhodos verwendet und übertrug sich in Folge auf alle vollplastischen Skulpturen einer vielfachen Größe. Die Kolosse, aus den verschiedensten Materialien wie Stein, Bronze, Marmor, Holz und Elfenbein gefertigt, dienten der Verehrung, der religiösen Anbetung, der Abschreckung oder auch rein repräsentativen Zwecken. Im Mittelmeerraum geriet diese Technik und Fähigkeit über Jahrhunderte in Vergessenheit und erst Michelangelo gelang mit David eine Wiedergeburt dieser Kunstfertigkeit.


Michelangelos David folgt der Gesetzmäßtzigkeit des Kontrapost

Als Kontrapost wird ein Stilmittel in der Bildhauerei bezeichnet, welches erstmals von den Griechen um 500 v. Chr. genutzt und definiert wurde.


Ruhe und Bewegung
Spannung und Entspannung
Hebung und Senkung

Die Gegensätze halten sich im Gleichgewicht. Sie balancieren sich aus. Durch den Kontrapost wirken die Skulpturen in Ihrer Erscheinung gegenüber Ihrem Betrachter lebendig und ausdrucksstark, wobei Sie vordem ohne diese Darstellungsweise starr und statisch wirkten. Diese Dynamik und Lebendigkeit wird durch den Kontrast zwischen Bewegung und Statik umgesetzt. Es gibt durch die angewinkelte Hüfte ein Stand- und ein Spielbein. Polyklet, der Hauptwegbereiter des Kontrapost, schuf mit seinem Speerträger Doryphoros das Idealbild einer Skulptur. Seine in einem Kanon verfassten Gesetzmäßigkeiten und Proportionslehren überdauerten die Jahrhunderte. Donatellos David, wie auch David von Michelangelo folgen dem klassischen Kontrapost, wie er in Polyklets Kanon beschrieben wurde.

David und Konstantin und der Koloss von Rhodos im Größenvergleich David von Michelangelo und Polyklets Doryphoros Kontrapost

David erlitt zahlreiche Verletzungen

Der abgeschlagene Arm, die Restaurierung mit Säure, der zerschlagene Fuss

Noch zu Lebzeiten Michelangelos, im Jahre 1512, kehrte die zuvor vertriebene Familie der Medici nach Florenz zurück. Es kam zu politischen Unruhen in der Stadt. Eine Bank flog aus dem Fenster des Palastes und zerstörte den linken Arm der David Skulptur. Dank Vasari, der die einzelnen Teile sammelte, konnte David im Jahr 1543 wieder renoviert werden. Es wurden mehrere Restaurationen mit Säure und Wachspolitur durchgeführt, diese hatten jedoch eher einen zerstörenden Charakter. In den Jahren 1813, 1851 wurden David Zehen am Fuss durch Vandalismus zerstört. Im Jahre 1991 schlug ein Handwerker mit einem Hammer auf den linken Fuss. Am meisten setzten David jedoch die Witterungseinflüsse und der Taubenkot zu. Selbst einen Blitzeinschlag musste David überstehen.


Michelangelos David gibt es in Florenz an drei Standorten zu besuchen

Das restaurierte Original steht in der Accademia di Belle Arti in Florenz

Um das Meisterwerk zu schützen wurde Michelangelos David 1873 in die Accademia di Belle Arti gebracht. Sie steht seitdem in der Galleria dell' Accademia. Die Accademia delle Arti wurde 1563 als erste Kunstakademie (Akademie der Malerei) Europas gegründet. Einer der Mitbegründer war Giorgio Vasari. Die Gallerie der Akademie hat jährlich 1,2 Millionen Besucher. Über die Eintrittspreise verdient David ca. 10 000 000 € im Jahr. Neben Michelangelos David sind von Michelangelo auch die 4 Gefangenen und der heilige Matthäus in der Gallerie ausgestellt.

Eine Marmorkopie steht am Originalstandort, dem Palazzo Vecchio in Florenz

Eine Kopie Michelangelos David wurde im Jahre 1910 am Palazzo Vecchio aufgestellt, sodass der historische Aufstellungsort wieder hergestellt war.

Der Bronzeabguss auf dem Piazzale Michelangelo in Florenz

Um das Jahr 1900 wurde der Michelangeloplatz, der Piazzale Michelangelo in Florenz eingeweiht. Der Anlass war die Tatsache, dass Florenz die Hauptsstadt von Italien wurde. Das Zentrum des Platzes bildet eine Bronzeabguss des David.


Die letzte große Restaurierung des David

Im Jahr 2003 gab die italienische Regierung den Auftrag zu einer kompletten Restaurierung der David-Skulptur. Anfangs sollte die Renovierung mit Chemikalien durchgeführt werden. Man änderte das Vorgehen jedoch in eine langwierigere sanftere Methode. Michelangelos David wurde über einen Zeitraum von 8 Monaten, ohne Ausschluss der Öffentlichkeit, lediglich mit destilliertem Wasser und Papiertüchern renoviert. Damit der wieder hergestellte Zustand dauerhaft erhalten bleibt, wird die Skulptur alle 6 Monate von Staub befreit.

Kurioses

David im Slip

Ginge es nach dem doch recht prüden Geschmack der Einwohner Okuizomos in Japan, müsste der schönste Mann der Welt, Michelangelos David, in Zukunft einen Slip tragen...mehr...

Michelangelos David eine „Flasche“?

Möglicherweise aktuell nichts Wichtiges zu tun hatte ein 63-jähriger Haltungs- und Bewegungstrainer aus Großbritannien, den seine Beobachtungs-Studien an der weltberühmten Statue zu dem Urteil brachten: David war ein körperliches Wrack...mehr...